Neben der Fokussierung, die ich schon im Live-View-Artikel besprochen habe ist die Nachführung der wichtigste Einflussfaktor bei der Langzeitbelichtung.
Warum Nachführung?
Durch die Erdrotation bewegen sich die Sterne scheinbar über den Himmel. Wenn man nun lange belichten möchte, dann muss die Optik mit der Kamera dieser Bewegung folgen, damit die Sterne immer exakt an der gleichen Stelle auf dem Ausfnahmesensor bleiben. Bei mir übernimmt die Nachführung eine kleine CCD-Kamera an einem Off-Axis-Guider oder Leitrohr, die mit der Steuerungssoftware PHD-Guiding auf einem Laptop verbunden ist. Die Steuerung korrigiert dabei auch die mechanischen Fehler der Montierung.
Grundlegendes zur Nachführung:
Durch den elektronischen Wandel werden heute fast alle Nachführungen nicht mehr manuell vorgenommen sondern von einem PC oder Laptop aus über eine Anwendung, die mit einer Nachführkamera verbunden ist, gesteuert. In der Regel ist die Nachführkamera eine Webcam oder spezielle SW-CCD-Kamera, die entweder an einem Leitrohr oder Off-Axis-Guider angeschlossen wird.
Der Vorteil beim Leitrohr liegt sicher darin, dass man einen größeren Himmelsbereich zum Aufsuchen eines Leitsterns zu Verfügung hat. Das Leitrohr sollte, nach Meinung vieler Astrofotografen, die gleiche Brennweite wie das Hauptinstrument haben. Das kann bei lang brennweitigen Optiken ein Problem darstellen.
Beim Einsatz eines Off-Axis-Guiders hat man nur einen ganz kleinen Himmelsausschnitt für die Leitsternsuche zu Verfügung. Der Vorteil liegt aber darin, dass man durch die Hauptoptik mit seinen speziellen Eigenschaften nachführt und so die Fehler der Optik mit ausgleicht. Der Nachteil ist, dass man in manchen Himmelsregionen schlecht einen Leitstern findet.
Welches System man verwendet sei jedem selbst überlassen. Ich habe mich bei meinem SC8 anfangs für die Lösung mit einem Off-Axis-Guider und einer ALCCD5 Kamera entschieden. Später wurde der Off-Axis-Guider durch eine 8x50 Sucher erstetzt. Der Grund, im Sucher findet man mehr Leitsterne.
Funktionsweise der Nachführung bei einer Deutschen Montierung:
Wenn ein Objekt angefahren wurde erfolgt eine Nachführung in der Regel nur in der RA-Achse, die der scheinbaren Himmelsbewegung folgt. Eine Korrektur in der DEC-Achse ist nur bei schlechter Polausrichtung notwendig. Diese Korrekturen können auch sprunghafte Korrekturen zur Folge haben.
Wie gehe ich vor?
Zu Beginn stelle ich die Montierung so genau wie möglich Polausgerichtet auf. Dann verbinde ich die Montierung über die RS232-Schnittstelle an der Handsteuerung und einem USB-Adapter mit meinem Rechner. Die Guiding-Kamera wird nun am Leitrohr oder Off-Axis-Guider fest verschraubt und anschließend per USB auch am Rechner angeschlossen und als neue Hardware erkannt und installiert.
Nun suche und markiere ich einen Leitstern und anhand der Position auf den Aufnahmesensor kann die Anwendung der Nachführkontrolle die Anweichung zu dieser Position ermitteln und die Motoren der Montierung so ansteuern, dass der Stern an der Stelle mehr oder weniger stehen bleibt. So bleiben die Sterne auf der fertigen Aufnahme als runde Scheibchen zu erkennen.
Ich verwende PHD-Guiding zur Nachführungskontrolle meiner NEQ6-Montierung . Mehr dazu in meinem Artikel zu PHD-Guiding im Bereich Astro-Praxis.
Die praktische Umsetzung der Nachführung mit einem Leitrohr, Nachführkamera und der Anwendung PHD-Guiding.